Im Mittelpunkt des Interesses steht die EZB-Zinsentscheidung. Gemeinhin erwarten Volkswirte am frühen Nachmittag einen Zinsschritt nach unten auf ein neues Rekordtief bei 0,75 Prozent. Ob der Markt sich damit jedoch zufrieden geben wird, darf bezweifelt werden: "Sollte die EZB nichts außer der Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte liefern, wäre das eine große Enttäuschung", sagt Marchel Alexandrovich, Experte der Investmentbank Jefferies.
Vor allem Unterstützung für die angeschlagenen Euro-Schwergewichte Spanien und Italien erhoffen sich Investoren von der EZB. Nachdem der jüngste EU-Gipfel beschlossen hat, die Euro-Rettungsfonds EFSF und ESM "flexibel" zu nutzen, um den Ländern aus dem Visier der Finanzmärkte zu bringen, muss die Notenbank nun erklären, inwieweit sie diese Hilfen flankieren könnte. Außerdem wird mit Spannung erwartet, wie die EZB sich zu ihrer Aufsichtsfunktion bei der angedachten Bankenunion äußern wird.
Solange diese Fragen unklar sind, bleibt die Lage für die großen Krisenländer kritisch. Am Anleihemarkt zogen die Renditen für spanische und italienische Papiere nach einer Entspannungsphase im Zuge der Gipfelbeschlüsse wieder deutlich an. Am Donnerstag musste Spanien abermals mehr Zinsen bieten, um sich frisches Geld bei Investoren zu besorgen.